GA4 verstehen & anwenden
GA4 ist im Juli 2023 gekommen, um zu bleiben. Das alte Google Analytics Universal ist Geschichte.
Auf dieser Seite finden Sie einen umfassenden Einstieg in GA4 - von der Einrichtung & Konfiguration über Berichte & Analysen bis hin zu spezifischen Fragen, Fehlermeldungen und Problemen.
Über den Autor
Julian Kleinknecht ist Geschäftsführer bei ConversionBoosting und unterstützt Unternehmen seit mehr als 14 Jahren bei Webanalyse und Tracking. Er teilt Erkenntnisse hier, auf LinkedIn und auf YouTube.
Unser Versprechen: Wir haben schon für etliche Projekte Google Analytics 4 erfolgreich optimiert implementiert. Ich schreibe hier nur über Themen, zu denen wir schon viel Erfahrung gesammelt haben.
Google Analytics basiert darauf, dass per JavaScript ein Pixel generiert wird, das an den Google-Analytics-Server gesendet wird. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten
Damit alle Daten korrekt gemessen werden, muss (wie bei Google Ads) auch der Consent Mode V2 eingerichtet sein.
Die Messung der Daten für GA4 kann auch per Server Side Tagging mit Google Tag Manager (ssGTM) erfolgen. Dieses Setup ist aufwendiger, kann aber viele Vorteile bieten. Zum Beispiel:
Das konkrete Vorgehen: Sobald man den ssGTM aufgesetzt hat (siehe Artikel oben) legt man dort ein neues Tag für GA4 an. Sowohl das Feld für „Measurement ID“ und „Eventname“ kann leergelassen werden. Beide Informtionen werden aus dem Client-GTM übernommen.
Als Trigger verwendet man ein Custom Event mit der Bedingung, dass es sich um ein Event handelt, das vom GA4-Client „bansprucht“ wurden (claimed). (Dieser GA4-Client ist schon vorhanden, sobald man einen neuen ssGTM anlegt.)
Die Variable „Client Name“ ist standardmäßig noch nicht vorhanden. Man muss diese integrierte Variable erst aktivieren:
Das war es. Sobald der ssGTM Container veröffentlich ist, werden die GA4-Events aus dem Client direkt an GA4 weitergeleitet. Im Gegensatz zu anderen Tools ist die Konfiguration sehr einfach.
Für Websites, die keine Shops sind, gibt es häufig keinen dataLayer. Und auch kein Plugin, das den dataLayer bereitstellen könnte.
In diesem Fall ist “Remote Tagging” sinnvoll. Ohne Einbeziehung der IT / Entwickler wird von außen das Tracking aufgesetzt. Beispiele:
Beim Einsatz von Google Analytics 4 (GA4) sind im Hinblick auf den Datenschutz einige wesentliche Vorkehrungen zu treffen. Die wichtigsten sind:
Nach dem Einbau in die Seite sollten einige wichtige Einstellungen in Google Analytics vorgenommen werden:
Bezahlt ein Besucher per PayPal, wird er vom Shop zuerst zu paypal.com und dann zurück
zum Shop geführt. Der Referrer paypal.com bekommt die Transaktion zugesprochen. Dies ist
natürlich falsch, kommt aber trotzdem in sehr vielen Google-Analytics-Accounts vor.
Deshalb muss man alle externen Zahlungsanbieter (wie auch SOFORT oder Amazon Pay) unter Verwaltung
> Property
> Datenstream
> Tag-Einstellungen bearbeiten
> Alle Anzeigen
> Liste unerwünschter Verweise
eintragen.
Unsere Einschätzung
Dieser häufige Fehler macht die Auswertung der Traffic-Kanäle unmöglich. Bis die Einstellung vorgenommen ist, kann man die Daten zu Marketingmaßnahmen wegwerfen.
Bei einem Audit überprüfen wir den richtigen Ausschluss falscher Referrer deshalb immer zuerst.
Standardmäßig werden Daten nur 2 Monate gespeichert. Dies sollte auf die Maximalanzahl (14 Monate) gesetzt werden. (Siehe Verwaltung
> Property
> Dateneinstellungen
> Datenaufbewahrung
.)
Man selbst und andere interne Besucher verfälschen die gemessenen Besucherzahlen in Google Analytics 4, was insbesondere bei kleineren oder B2B-Websites mit wenig Besuchern ins Gewicht fällt.
Unter Verwaltung
> Property
> Datenstream
> Tag-Einstellungen bearbeiten
> Alle Anzeigen
> Internen Traffic definieren
können IP-Adressen der auszuschließenden Standorte eingetragen werden. Dies funktioniert jedoch nur, wenn Besucher über statische IP-Adressen verfügen. Im Homeoffice ist dies meistens nicht der Fall.
Sobald das Google Ads Profil mit Google Analytics verknüpft ist, können Kampagnen von der Anzeige (auf google.com) bis zur Conversion aus der eigenen Website ausgewertet werden. Die Integration findet man unter Verwaltung
> Property
> Google Ads-Verknüpfungen
.
Die entsprechenden Berichte findet man relativ versteckt unter Berichte
> Akquisition
> Übersicht
> (unten rechts) Google Ads-Kampagnen ansehen
.
Mithilfe dieser Integration kann man zum Beispiel Klickraten und die Position in den Suchergebnissen direkt in Google Analytics auswerten. Die Integration findet man unter Verwaltung
> Property
> Search Console-Verknüpfungen
.
Die entsprechenden Berichte findet man unter Berichte
> Search Console
. Es kann sein, dass die Sammlung noch veröffentlicht werden muss, bevor die Berichte erscheinen. Siehe Berichte
> Bibliothek
> Sammlungen
.
Seit Juli 2023 erfasst das „alte“ Google Universal Analytics keine Daten mehr – die Umstellung von
Google Analytics Universal auf GA4 lässt sich nicht mehr aufschieben.
GA4 und Google Universal Analytics weisen große konzeptionelle Unterschiede in der Implementierung, und Datenerfassung auf. Auch die Oberfläche, die Berichte und die Nutzung für die Analyse folgen einem gänzlich anderem Ansatz.
Statt direkt weiteres Tracking aufzusetzen, ist es sinnvoll, zuerst die Anforderungen der verschiedenen Stakeholder aufzunehmen.
Hierzu ist es hilfreich, Use Cases zu definieren: „Wer möchte welche Fragen mithilfe der Webanalyse beantworten?“ Am besten erfolgt das in einer Struktur wie:
Als [Rolle im Unternehmen] möchte ich [Auswertung], um [Zweck der Auswertung].
Beispiel: Als Marketing-Manager möchte ich wissen, ob und welche Teaser auf der Startseite verwendet werden, um zu priorisieren, ob sich der aktuelle Aufwand lohnt.
Unsere Einschätzung
Häufig wollen Stakeholder alles messen. Viele Daten werden dann aber nicht verwendet, weil keine Zeit vorhanden ist.
Deshalb: Priorisierung ist das A und O. Eine Einteilung aller Use Cases in “unbedingt notwendig”, “hilfreich” und “nice to have” hat sich bewährt.
Die priorisierten Use Cases werden in ein Tracking-Konzept überführt. Dieses Dokument hat zwei Ziele. Es dient
Diese Informationen sollten im Tracking-Konzept festgehalten werden:
Ein Tracking-Konzept kann entweder in Excel, Google Sheets oder einer Low-Code-Datenbank wie Airtable aufgesetzt und gepflegt werden.
Verfügt eine Website über viele verschiedene Seiten (mehr als ca. 20), dann sollten die Seiten in sogenannten Contentgruppen aufgeteilt werden. Damit können Gruppen von Seiten (zum Beispiel alle Produktdetailseiten) statt nur eine einzelne Seite (wie eine bestimmte Produktseite) analysiert werden.
Für die meisten Shopsysteme ist diese Information im dataLayer vorhanden.
In GA4 gibt es vier Typen von Events:
page_view | wird verwendet, um Seitenaufrufe zu messen |
user_engagement | wird verwendet, um die Engagement-Rate und Zeit auf der Seite zu berechnen |
session_start | wird verwendet, um die Anzahl der Session zu messen |
first_visit | wird verwendet, um die Anzahl der Nutzer zu messen |
Folgende Besucheraktionen werden von Google Analytics automatisch gemessen. Unsere Einschätzung dazu:
Soll eines der Events nicht gemessen werden, kann man dies unter Verwaltung
> Datenerhebung und änderung
> Datenstreams
> Optimierte Analysen
anpassen:
Hierzu gehören alle Events für das E-Commerce-Tracking (siehe unten). Für andere Websites sind vor allem diese Events wichtig:
generate_lead | Ein Lead wurde zum Beispiel über ein Kontaktformular oder per Telefon erhalten |
login | Ein Nutzer loggt sich ein |
search | Eine Such hat stattgefunden |
select_content | Ein Link oder Teaser wurde angeklickt |
share | Inhalte werden geteilt |
Wenn man sich an die Vorschläge von Google hält, werden E-Commerce-Bericht sinnvoll befüllt. Für Berichte zur Lead-Generierung gilt das nicht. Es hat also aktuell keinen Vorteil, sich an die Konventionen zuhalten.
Weitere zu messende Events müssen selbst aufgesetzt werden. Am besten funktioniert dies mit dem Google Tag Manager und einem dataLayer. Ein dataLayer ist ein JavaScript-Objekt im Quelltext, auf das verschiedene Tools zugreifen können.
Für Websites und Landingpages sind diese Events sinnvoll:
Für Online-Shops sollten diese Events (nicht mit GA4-Events verwechseln!) in den dataLayer geschrieben werden:
Anhand dieser dataLayer-Events können dann Events an Google Analytics gesendet werden.
Für die meisten Shopsysteme gibt es fertige Plugins, welche den dataLayer automatisch befüllen.
Wichtig: Damit E-Commerce-Berichte wie dieser funktionieren, müssen die Events auf eine bestimmte Art benannt werden. Die wichtigsten Event-Namen lauten:
Beim Aufsetzen der weiteren Events unterlaufen häufig Fehler. Deshalb ist eine gründliche Qualitätssicherung (mithilfe des Tracking-Konzepts) notwendig.
Am besten sollte die Qualitätssicherung von einer anderen Person durchgeführt werden.
Nachdem die Events aufgesetzt wurden, müssen noch weitere Konfigurationen vorgenommen werden:
Zu jedem Event kann man (bis zu 25) eigene Parameter vergeben. Zum Beispiel zum Event “formular_abgesendet” den Parameter “formular_name.”
Diese Parameter sind nicht zur Auswertung verfügbar. Es muss zuerst eine benutzerdefinierte Dimension angelegt werden. Erst ab diesem Zeitpunkt sind die Informationen vorhanden:
Siehe: Verwaltung
> Property
> Benutzerdefinierte Definitionen
> Benutzerdefinierte Dimensionen
Unsere Einschätzung
Dimensionen anlegen nimmt nur wenig Zeit in Anspruch. Wenn man es vergisst, kann man Daten nicht auswerten. Deshalb unbedingt daran denken (und auch als Schritt in die Qualitätssicherung aufnehmen).
Damit Events in Google Ads verwendet werden können, muss man sie als Conversion markieren. Dies funktioniert ganz einfach: Unter Verwaltung
> Property
> Ereignisse
den Schalter umlegen:
Wurde das Event noch nicht ausgelöst, kann man es unter nach einem Klick auf den Button „Neues Schlüsselereignis“ eintragen:
GA4 verwendet die gleichen utm-Parameter wie Universal Analytics. Diese kann man manuell an Links anhängen oder dynamisch an (zum Beispiel in Google Ads oder Meta).
Die Channel-Gruppierungen fassen Einstiege anhand der utm-Parameter (und Werten wie organic/google und direct/none) zusammen. Damit diese funktionieren, muss man sich an die Empfehlungen von Google halten:
cp*|ppc|retargeting|paid
. Wird etwas anderes verwenden, werden sie unter „Unassigned“ einsortiert.muss email|e-mail|e_mail|e mail
für utm_medium oder utm_source verwendet werden.In der GA4-Hilfe findet man die komplette Liste der Definitionen und Anforderungen.
Es können auch eigene benutzerdefinierte Channel-Gruppierungen anlegt werden.
Die Standardberichte in GA4 kann man grob in 4 Kategorien einteilen
Explorations helfen einem Analysten, spezifische Fragen zu beantworten. Fürs Reporting sind sie nicht wirklich geeignet. Der größte Nachteil: Man kann anderen Nutzern nur Lesezugriff geben. Möchten diese zum Beispiel das Daten ändern, müssen sie sich die Exploration kopieren. Bei mehreren Beteiligten führt dies schnell zu vielen Dateien und Chaos.
In manchen Fällen kann man Analysen nur über die Explorative Datenansichten abbilden. Beispiele:
Unsere EMPfehlung
Für diese Explorations in einem gemeinsamen Google-Account arbeiten.
Die Datengrundlage ist eine andere als für Berichte Insbesondere werden die Daten in den Explorativen Datenansichten nur geschätzt. Wer genaue Zahlen benötigt (zum Beispiel für die Auswertung von A/B-Tests), der sollte die Daten in Berichten oder BigQuery auswerten.
Die Oberfläche besteht aus drei Bereichen:
Wer mehr Platz benötigt, kann nicht benötigte Bereich ausblenden.
Die vier wirklich hilfreichen Analysetechniken („Verfahren“) sind:
Verfahren | Wann verwenden | Beispiel |
---|---|---|
Free form | normale Kombination aus Dimensionen und Metriken | Nach welchen Suchbegriffen suchen Besucher? |
Funnel | Fortschritt im Trichter (nicht nur für Checkout) | Wie viele Besucher brechen in einem Prozess wie dem Checkout oder einem Generator ab |
Path | Welche Seiten rufen Besucher nach einer bestimmten auf? | Welche Seiten rufen Besucher nach der Startseite auf? |
Segment overlap | Wie viele Besucher machen X (und Y) | Wie viele Besucher laden eine Datei herunter?Wie viele Besucher einer Kategorieseite verwenden die Filter? |
Unser Versprechen: Wir haben schon für etliche Projekte Google Analytics 4 erfolgreich optimiert implementiert. Ich schreibe hier nur über Themen, zu denen wir schon viel Erfahrung gesammelt haben.
Über den Autor
Julian Kleinknecht ist Geschäftsführer bei ConversionBoosting und unterstützt Unternehmen seit mehr als 14 Jahren bei Webanalyse und Tracking. Er teilt Erkenntnisse hier, auf LinkedIn und auf YouTube.
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