Praxisguide

Google Analytics: In-Page-Analyse einrichten und einsetzen

Die In-Page-Analyse in Google Analytics visualisiert alle Klicks auf Links einer Seite und hilft dadurch, das Besucherverhaltten besser zu verstehen.

1. Einleitung

Eine relativ unbekannte Funktion von Google Analytics ist die In-Page-Analyse. Das Versprechen dieser Funktion ist relativ einfach. Für die jeweils ausgewählt Seite werden alle Klicks auf Links visualisiert. Hierdurch kann das Verhalten der Besucher auf der ausgewählten Seite besser verstanden werden.

In-Page-Analyse mit aufgeklappter Navigation für conversionboosting.com

Wichtig: Es handelt sich hier nicht um Klick-Heatmaps wie sie in Tools wie ClickTale oder CrazyEgg enthalten sind. Das heißt es werden nur Klicks auf Links aufgezeichnet – keine Klicks auf andere Bereiche der Seite und auch keine Mausbewegungen.

Die In-Page-Analyse von Google Analytics leistet also definitiv weniger als viele andere Tools, welche außerdem noch Formular-Analyse und Session-Wiedergabe anbieten. [1] Wenn Sie jedoch Google Analytics sowieso schon implementiert haben, dann sollten Sie schauen, welche Erkenntnisse die schon vorhandene In-Page-Analyse liefern kann.

In diesem Praxisguide erläutern wir deshalb

  • wie die In-Page-Analyse implementiert und aktiviert wird (2. Kapitel)
  • welche Analysen mithilfe der Daten durchführen werden können (3. Kapitel)

2. Implementierung

Die Report In-Page-Analyse ist ohne weitere Konfiguration verfügbar. Solange das Standard-Tag auf der Website implementiert ist, werden auch die Klicks auf dieser Website getrackt und im Bericht dargestellt.

2.1 Probleme der „normalen“ Version

Die „normale“ In-Page-Analyse, also diejenige, die out of the box funktioniert, hat jedoch ein großes Problem. Es werden nicht tatsächlich Klicks auf Links gemessen! Stattdessen wird die Anzahl der Klicks basierend auf den Seitenaufrufen der Seiten, zu denen die Links führen, berechnet. Wenn also zwei Links zur gleichen Seite führen, werden beiden Links die gleiche Anzahl Klicks zu geschrieben.

Dies macht die Heatmaps in vielen Fällen unbrauchbar. Eine zentrale Frage ist schließlich oft, über welche Links Besucher zu den gleichen Seiten kommen.

Auf conversionboosting.com ist der Link, um Premiummitglied zu werden, beispielsweise sowohl in der Hauptnavigation oben als auch im Footer integriert. Über welchen Link kommen mehr Besucher auf die Mitglied-werden-Seite? Laut In-Page-Analyse in der normalen Version gab es genau 64 Klicks auf beide Elemente.

2.2 Weitere Vorteile der neuen Version

Google ist sich dieses Problems bewusst und hat deshalb die „erweiterte Linkzuordnung“ entwickelt. Diese behebt das Problem der verschiedenen Wege zur gleichen Zielseite.

Außerdem enthält sie diese beiden Vorteile:

Erstens werden nun auch Klicks auf Elemente getrackt, die keinen normalen HTML-Link (<a href="zielseite.html"></a>) enthalten. Statt den Besucher per HTML auf eine andere Seite weiterzuleiten, wird bei Klicks auf diese Buttons eine JavaScript-Funktion ausgeführt. [2]

Die bekanntesten Beispiele für solche „Links“ sind In-den-Warenkorb-Buttons. Wie in diesem Beispiel von OTTO werden Besucher meistens nicht in den Warenkorb weitergeleitet, sondern es öffnet sich ein JavaScript-Layer.

Zweitens können nun Klicks auf das gleiche Element, aber zu unterschiedlichen Seiten unterschieden werden. Dies tritt beispielsweise bei der internen Suche auf. Eine Suche nach „hose“ führt zu domain.com?q=hose und „t-shirt“ zu domain.com?q=t-shirt.

2.3 Implementierung der erweiterten Linkzuweisung

Doch wie kommt man in den Genuss der verbesserten In-Page-Analyse? Es müssen drei Schritte durchlaufen werden:

  • Die Funktion muss in der Verwaltung aktivieren werden.
  • Das JavaScript-Tag von Google Analytics muss angepasst werden,
  • Möglicherweise müssen bestehende Links um eindeutige IDs erweitert werden.

2.3.1 Funktion aktivieren

Die Funktion aktivieren Sie in der Verwaltungsoberfläche in der Spalte Property > Property-Einstellungen > Erweiterte Einstellungen:

2.3.2 Anpassung am JavaScript-Tag

Die Änderung am JavaScript-Tag ist für Universal Analytics und der klassischen Version von Google Analytics unterschiedlich.

Wenn Sie Universal Analytics einsetzen, bauen Sie rote Zeile Code zwischen die Konfiguration der Property-ID und dem Senden des Seitenaufrufs ein.

ga(‚create‘, ‚UA-123456-1‘);
ga(‚require‘, ‚linkid‘, ‚linkid.js‘);
ga(’send‘, ‚pageview‘);

Dieser Code lädt zusätzlichen JavaScript-Code vom Google-Analytics-Server. Um die Standarddatei klein zu halten, wurde der Code für die erweiterte Linkzuweisung in ein Plugin ausgegliedert.

Wenn Sie dagegen noch die klassische Version von Google Analytics einsetzen, dann ergänzen Sie das Tag wie folgt:

var _gaq = _gaq || [];
var pluginUrl = ‚//www.google-analytics.com/plugins/ga/inpage_linkid.js‘;
_gaq.push([‚_require‘, ‚inpage_linkid‘, pluginUrl]);
_gaq.push([‚_setAccount‘, ‚UA-123456-1‘]);
_gaq.push([‚_trackPageview‘]);

2.3.3 Eindeutige IDs für Links

Um die dritte notwendige Anpassung zu verstehen, ist es wichtig zu verstehen, wie Google Analytics das in Kapitel 2.1 besprochene Problem versucht zu lösen. Wie unterscheidet Google Analytics zwischen verschiedenen Links zu gleichen Seite?

Google Analytics vergleicht nämlich, ob zwei Links zur gleichen Zielseite über jeweils einer andere ID verfügen. Wenn keine ID vorhanden ist, werden die Links nicht unterschieden.

Für Anwender der In-Page-Analyse heißt dies: Je mehr Links über eindeutige IDs verfügen, desto besser gelingt die Identifizierung der Links.

Was heißt dies nun für den Anwender der In-Page-Analyse? Im ersten Schritt sollten Sie überprüfen, wie viele Links über keine eindeutige ID verfügen.

Wenn jQuery auf der Website vorhanden ist, geben Sie diesem Code einfach in die JavaScript-Konsole (erscheint in Chrome mit F12) ein:

$("a:not([id])")

Auf check24.de/versicherungen/ gibt es beispielsweise 197 Links ohne eindeutige ID:

Die wenigsten Nutzer haben wohl direkt Zugriff auf den Quelltext der Website und können deshalb nicht selbst eindeutige IDs hinzufügen. Es gibt deshalb zwei Möglichkeiten:

  • Bitten Sie die IT-Abteilung eindeutige IDs hinzuzufügen
  • Wenn Sie Zugriff auf einen Tag Manager wie Google Analytics haben, können Sie die IDs auch selbst hinzufügen

Erstellen Sie dazu ein Tag mit folgendem Inhalt und spielen es auf allen Seiten aus, auf denen Links ohne eindeutige IDs vorliegen:

<script>
$(function() {
    $("a:not([id])").each(function() {
        $(this).attr("id", Math.random());
    });
});
</script>

Hier die Erklärung des Skripts:

  • Die zweite zusammen mit der vorletzten Zeile definiert, dass der Code erst dann ausgeführt werden soll, wenn der Quelltext der Seite geladen, aber noch nicht notwendigerweise vom Browser dargestellt wurde. Diese Bedingung wir oft „DOM ready“ genannt.
  • In der dritten Zeile werden alle Links (in HTML anchor elements) herausgepickt, die über keine ID verfügen.
  • Dann wird eine each-Schleife durchlaufen.
  • Jedem Link, der über keine ID verfügt, wird dann in der vierten Zeile eine zufällige Nummer zugeordnet.

Wie schon für den Code oben wird auch hierfür eine jQuery-Instanz benötigt.

Das Tag im Google Tag Manager mit der Ausspielregel „alle Seiten“

3. Analysen

Was bringen die ganzen getrackten Klicks, wenn diese Informationen nicht genutzt werden, um die Website zu optimieren? Deshalb erklären wir in diesem Kapitel, wie die Daten betrachtet werden können und welche Erkenntnisse man daraus ziehen kann.

3.1 Die Oberfläche erklärt

Es gibt zwei Wege, wie die visualisierten Daten betrachtet werden können:

Da manche Funktionen nur in der Oberfläche, andere dagegen besser in der Chrome-Erweiterung funktionieren, stellen wir beide Wege vor.

3.1.1 Die Chrome-Erweiterung

Nachdem die Erweiterung installiert ist, erscheint wie bei anderen Chrome-Erweiterungen das entsprechende Icon. Wenn man sich auf einer Website befindet, zu welcher man Zugriff auf Google Analytics hat, kann die Ansicht mit einem Klick auf das Icon an- und ausgeschaltet werden.

Wenn das Icon aktiviert wird, geschehen zwei Dinge

Erstens erscheint eine Liste am unteren Ende des Bildschirms. Diese enthält

  • Informationen zur ausgewählten Seiten sowie
  • die Konfiguration der In-Page-Analyse

Diese Konfiguration kann auf den ersten Blick überwältigend wirken. Deshalb hier die Erklärung der wichtigsten Funktionen:

  • Unten kann der gewünschte Zeitraum ausgewählt werden
  • Unter dem Google-Analytics-Logo versteckt befindet sich die Auswahl der Segmente. Er können wie auf andere Berichte alle Segmente angewandt werden (mehr dazu später).
  • Unter „Show only“ können Sie spezifizieren, ob alle Klicks oder nur bestimmte als Ereignisse definierte Klicks dargestellt werden sollen.
  • Mit einem Klick auf die farbige Box kann die Visualisierung der Bereiche mit den meisten Klicks aktiviert bzw. deaktiviert werden.
  • Mit einem Klick auf die graue Box können die Blasen aktiviert bzw. deaktiviert werden.

Zweitens erscheinen die schon in der Einleitung gezeigten Blasen mit der Anzahl der Klicks sowohl als absolute Zahlen als auch in Prozent.

3.1.2 In der Google-Analytics-Oberfläche

Die Bedienung der Chrome-Erweiterung ist besser als die des Berichts in Google Analytics. Nur in diesem Bericht finden Sie jedoch die Visualisierung der Auflösung der verwendeten Browser. Deshalb soll es auch kurz erläutert werden.

Die erreichen den Bericht unter Verhalten > In-Page-Analyse. Die unter „Verwalten“ (in der Hauptnavigation) eingegebene URL wird nun in der Oberfläche geladen. Viele moderne Browser blockieren jedoch diesen Zugriff auf Inhalte eines anderen Servers. [3] In Chrome erscheint deshalb dieses Icon ganz rechts in der Adressleiste:

Klicken Sie auf „Load unsafe Script“, um Ihre Website eingebettet darzustellen.

Unter der Übersichtsleiste finden Sie nun die Option „Browsergröße“:

3.2 Mögliche Analysen

Alle nun folgenden Analysen haben eins gemeinsam. Sie versuchen, das Besucherverhalten besser zu verstehen. Es dreht sich jeweils um ein anderes Element der Website.

Natürlich können alle diese Elemente auch ohne Hilfe der Visualisierung analysiert werden. Visuell kann man Erkenntnisse oft jedoch schneller erfassen und, noch wichtiger, effektiver Kollegen und Vorgesetzten vermitteln.

Alle folgenden Ausführungen sind in Form von Fragen formuliert, die Sie mithilfe der In-Page-Analyse beantworten können.

3.2.1 Navigation verstehen

Welche Elemente der Navigation werden am häufigsten angeklickt? Fahren Sie mit der aus über Ihre ausklappenden Menüs (siehe Screenshots oben), um auch die Anzahl der Klicks auf die Elemente weiter unten in der Hierarchie zu verstehen.

Ganz wichtig: Geben Sie sich nicht mit aggregierten Daten zufrieden. Segmentieren Sie die Klicks stattdessen beispielsweise nach Traffic-Quelle. Verwenden SEA- und Display-Besucher vielleicht andere Menüpunkte? Und sollten diese dann für die jeweilige Gruppe besonders hervorgehoben werden?

3.2.2 Klicks auf Teaser versehen

Welche Teaser aus der Startseite erzeugen das meiste Interesse? Klicken Besucher auf die einzelnen Elemente von Content-Slidern? Und werden die Preiskalkulatoren auf Landingpages genutzt? Die In-Page-Analyse beantwortet diese Fragen.

Vergessen Sie auch hier nicht, die Klicks zu segmentieren!

3.2.3 Klicks auf Filter verstehen

Werden Filter auf Kategorieseiten in Online-Shops überhaupt verwendet? Und wenn ja, welche?

3.2.4 Klicks auf Produktempfehlungen verstehen

Wie viele Besucher auf Produktdetailseiten oder im Checkout klicken auf die Produktempfehlungen dort? Und hat die Position der Produktempfehlung einen Einfluss auf die Anzahl der Klicks?

3.2.5 Welche externen Links werden angeklickt?

Welche Links zu externen Seite werden angeklickt? Und hat auch hier die Platzierung der Links einen Einfluss auf die Klicks?

[1] In unserem Praxisguide „Möglichkeiten der In-Page-Analyse“ finden Sie weitere Informationen zum Thema In-Page-Analyse.

[2] JavaScript kann nicht nur dafür verwendet werden, Aktionen auf der aktuellen Seite durchzuführen. Es können auch Besucher auf andere Seiten weitergeleitet werden. Auch diese Arten von Links werden von der erweiterten Linkzuweisung erfasst.

[3] Dies liegt daran, dass Google Analytics SSL-verschlüsselt aufgerufen wird (die URL beginnt mit https), jedoch in den meisten Fällen die eingebettete Seite nicht SSL-verschlüsselt übertragen wird.

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