A/B-Test
Sie sehen eine Jacke in einem Onlineshop. Die Jacke ist grün! Sie gefällt Ihnen, aber Sie würden sie lieber in einer anderen Farbe kaufen. Das ist grundsätzlich kein Problem, aber wissen Sie, was „Juniper“ bedeutet? „Juniper“ war im Official Vancouver 2010 Olympic Store der Name einer Farbe, in der eine Jacke bestellt werden konnte, die so aussieht, als könnte man mit ihr auch kalte Polarnächte überstehen.
Wer die Jacke bestellen wollte, konnte in einem Dropdown-Menü die Jackenfarbe auswählen und sich dabei neben der Farbe „Juniper“ für Farben wie „Pacific“ oder „Fern“ entscheiden. Im Rahmen von A/B Tests wurde die Methodik der Farbauswahl verändert und in einer zweiten veränderten Version auch an anderer Stelle der Website platziert. Wirkt sich das auf die Conversion-Rate aus?
Die Originalseite, auf der die Jacke präsentiert wurde, zeigte links unterhalb des Menüs im Kopfbereich der Website ein Foto der Jacke. In der Mitte befand sich der Beschreibungstext, rechts gab es Links zu diversen Richtlinien des Shops. Unterhalb des Beschreibungstextes befand sich das Drop-Down-Menü für die Jackenfarbe, wiederum darunter das Drop-Down-Menü mit der Auswahl der Jackengröße.
Statt des Drop-Down-Menüs mit den Namen der Farbtöne wurden bei dieser Variante Buttons in der jeweiligen Farbe für die Farbauswahl genutzt. So konnten die Nutzer der Produktseite sofort sehen, welchen Farbton sie da eigentlich auswählen.
Auch bei der Variante 2 wurde das Drop-Down-Menü gegen Farbbuttons getauscht. Die werden jedoch zusätzlich anders platziert. Sie rücken nach rechts und deutlich weiter nach oben auf der Website.
Die Originalseite sowie die beiden Varianten wurden insgesamt achtzehn Tage getestet und erhielten dabei dieselbe Mange an Traffic. Insgesamt entstanden auf allen drei Seiten-Varianten zusammen 2.567 Conversions. Ladies and Gentlemen, die Conversion Rate:
Man könnte nun annehmen, die Farbbuttons sind besser für die Conversion-Rate als das Drop-Down-Menü und die Farbbuttons rechts oben sind besser als die in der Mitte unten. Ja, das könnte man annehmen, wenn nicht… ja, wenn nicht…
Wir würden Ihnen ja nun wirklich gerne das Fazit präsentieren, dass der Austausch von Farbnamen zu farblichen Buttons die Conversion-Rate erhöht! Aber wir können es nicht wirklich! Zusammen mit der Farbauswahl wurden nämlich noch zwei andere Dinge verändert. Einerseits wurde auch die Auswahl der Jackengröße von einem Drop-Down-Menü in diverse Buttons verwandelt, die ebenfalls in Variante B nach rechts oben wanderten (unter die Farbbuttons). Zugleich wurde die Position des „Add to Cart“ Buttons verändert, der die ausgewählte Jacke in den Einkaufswagen packt.
Und nun? Nun kann man zwar definitiv sagen, dass Variante B der Produktseite die höchste Conversion-Rate hatte. Unklar bleibt, welche der Veränderungen einen wie hohen Einfluss auf die Conversion-Rate hatte. Rein theoretisch wäre folgendes Szenario denkbar:
Wir persönlich glauben nicht an dieses Szenario. Aber anhand der Tests lässt es sich auch nicht entkräften. Theoretisch wäre es also denkbar, dass eine Variante C mit Drop-Down-Menü für die Farbauswahl und neu platziertem „Add to Cart“ Button eine noch höhere Conversion-Rate hätte. Streng genommen, hätten die Tests auf der Suche nach der besten aller guten Seitenvarianten für die Conversion-Rate also noch weiter gehen müssen. Andererseits ist eine um 21,17 Prozent gesteigerte Conversion-Rate selbst dann nicht schlecht, wenn man die Ursachen der Steigerung nicht ganz genau kennt.
Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer
Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.