Ladezeiten und Conversion-Rate
Ein potenzieller Kunde, der den Ladevorgang einer kommerziellen Internetseite abbricht, ist erst einmal ein verlorener Kunde. Es gibt nicht viele Aussagen, die praktisch uneingeschränkt gelten, aber diese gehört zweifellos dazu. Kurze Ladezeiten einer Internetseite senken die Gefahr eines abgebrochenen Ladevorgangs. Das ist vielleicht eine etwas weniger zweifelsfrei bewiesene These, aber doch hinreichend mit Studien belegt. Ein Beispiel:
Eine Schnecke darf langsam sein. Eine Website nicht!
Unternehmen „A“ strengt sich an, mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) bei passenden Suchanfragen auf Google Ergebnisliste weit nach vorne zu kommen. Internetnutzer klicken auf den Link zur Website des Unternehmens, um dort bestenfalls den Weg vom Interessenten zum Kunden zu durchlaufen. Im ungünstigen Fall beginnen sie allerdings nach dem Klick auf den Link zu warten. Und sie warten. Und warten. Und warten…
Internetnutzer gehören nicht unbedingt zu den geduldigsten Menschen. Wer sie allzu lange auf eine Website warten lässt, den bestrafen sie mit Missachtung. Sie brechen den Ladevorgang ab. Schließlich gibt es unendlich viele schöne, nützliche Seiten im Internet, die einem viel schneller das geben, was man möchte. Für den Marketer bedeutet das: Die Conversion potenzieller Kunden zu Kunden ist bereits beim ersten Schritt gescheitert.
Blogger und SEO-Spezialist Markus Uhl hat getestet. Er betreibt unter anderem einen Hobbyblog über Themen wie gesundes Essen und Bio-Lebensmittel. Obwohl es sich also um keinen kommerziellen Blog handelt, sind die Ergebnisse seines Tests auch für Onlineshops und andere kommerzielle Seiten relevant. Uhl beschleunigte den Server, der seinen Blog im Internet bereitstellt. Während der Server zuvor nur drei Anfragen pro Sekunde bearbeiten konnte, schaffte er nach technischem Feintuning sekündlich 1.980 Anfragen. Das ist in etwa so, als hätte man ein Dreirad gegen ein Space-Shuttle getauscht. Dadurch beschleunigte sich auch der Seitenaufbau deutlich. Dauerte er zuvor ungefähr fünfzehn Sekunden, reduzierte er sich nach dem Tuning auf vier Sekunden, berichtet Markus Uhl.
Markus Uhl verglich die Anzahl der Blog-Besucher vor und nach dem Tuning. Das ist kein klassischer A/B Test, vor allem weil die beiden Varianten des Blogs mit langsamem und mit schnellem Seitenaufbau nicht zeitgleich getestet wurden. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einem A/B Test besteht allerdings:
Man darf diesen Test sicherlich nicht überbewerten, weil er wahrscheinlich keinen statistischen Kriterien genügt. Aber es spricht einiges dafür, dass die schnellere Ladezeit sowohl Einfluss auf die Anzahl der Blog-Besucher als auch auf die Einnahmen des Blog-Betreibers hatte.
Man vermutet, dass schnellere Ladezeiten für Google ein Kriterium sind, eine Website höher zu bewerten und auf bessere Positionen in der Ergebnisliste zu setzen. Das würde dann auch die Chancen auf hohe Besucherzahlen steigern. Gut möglich ist jedoch auch, dass die Anzahl frustrierter Internetnutzer, die einen aus ihrer Sicht zu langen Ladevorgang abgebrochen haben, nach dem Tuning gesunken ist. Wie auch immer: Webmaster und Marketer sollten auf die Ladezeiten ihrer Onlineshops und Websites achten, wenn sie im Internet Geld verdienen möchten! Das ist wohl auch so ein Satz, der mit höchster Wahrscheinlichkeit gilt.
Die Steigerung der Ladegeschwindigkeit einer Website ist eigentlich keine Conversion-Optimierung. Es ist die Grundlage für eine erfolgreiche Website. Deshalb sollte man so früh wie möglich die Ladezeit im Griff haben.
Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer
Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.