Schönen Gruß an den Deutschlehrer

Rechtschreibung und Grammatik: unwichtig für die Conversion-Rate?

Schlechte Rechtschreibung und Grammatik in Website-Texten sind zwar nicht schön, aber letztlich nicht so schlimm? Es gibt mehrere Beispiele dafür, dass das nicht stimmt und die Conversion-Rate sehr wohl unter schlechter Sprache leidet.

Man sollte daher zusehen, die Anzahl solcher Fehler auf der Website möglichst auf Null zu senken.

Fehler zerstören Vertrauen

Ein Kunde, der ein ganz bestimmtes Produkt haben möchte, wird es wahrscheinlich kaufen, selbst wenn der Produkttext Fehler enthält. Aber bei vielen Menschen senken Fehler das Vertrauen in Marke und/oder Anbieter.

Die Website WhichTestWon.com hat einmal in einem Blogbeitrag mehrere Belege dafür zusammengetragen. Zitiert wird dort etwa eine Umfrage des Unternehmens „The Search Laboratory“, laut der 80% der befragten Internetnutzer laut eigenen Angaben bei Onlinetexten Wert auf gute Rechtschreibung und Grammatik sowie ein gutes Layout legen.

Eine andere Studie stammt vom britischen Unternehmen Global Lingo. 59% von 1029 für eine Studie Befragten würden laut eigener Aussage kein Produkt und keine Dienstleistungen eines Unternehmens in Anspruch nehmen, dessen Website eklatante Grammatik- oder Rechtschreibfehler enthält.

Warum keiner Charles‘ Strumpfhosen haben wollte

WhichTestWon.com zitiert daneben den von der BBC dokumentierten Fall des Unternehmers Charles Duncombe, der unter anderem die Website Tightsplease.co.uk betreibt. Hier stand einst auf einer Kategorieseite „tihgts“ statt „tights“ (Strumpfhosen). Diesen kleinen Fehler zu beseitigen steigerte die Conversions um 80%!

Auch Google mag korrekte Sprache

Um bei passenden Suchanfragen möglichst gut auf Google positioniert zu werden, ist eine korrekte Sprache ebenfalls wichtig. So sieht etwa der ehemalige Chef des Web-Spam-Teams bei Google, Matt Cutts, eine klare Beziehung zwischen der Rechtschreibung und dem Page Rank einer Seite. „Seriöse Websites haben eine bessere Rechtschreibung und Seiten mit niedrigem oder gar sehr niedrigem Page Rank tendieren dazu, nicht so gut zu schreiben“, sagt er in einem Video.

Fazit: Korrekte Rechtschreibung und Grammatik ist für Google eins von vielen Kriterien, anhand derer gute und schlechte Websites definiert werden. Nur die guten kommen nach vorne.

Richtig oder falsch? Fragen Sie den Duden oder Ihre Zielgruppe

Spätestens hier muss ein kleiner Einschnitt folgen. Was bedeutet eigentlich korrekte Sprache? Ist nur korrekt, was Duden.de bereits akzeptiert hat? Nur das, was ein Deutschlehrer niemals monieren würde? Ganz so einfach ist es nicht.

„Voll bambus. Aber nix für Swaggetarier.“ Möglicherweise (!) wäre das eine gute Überschrift für ein vegetarisches Produkt für eine jugendliche Zielgruppe. „Bambus“ heißt oder hieß jugendsprachlich soviel wie „cool“ und ein „Swaggetarier“ ist jemand, der nur aus Imagegründen vegetarisch isst.

Der Duden kennt Swaggetarier jedoch nicht und würde „bambus“ gern groß schreiben und ihm eine andere Bedeutung zuordnen. Streng genommen wären beide Wörter also nicht korrekt. Aber eventuell goldrichtig. Man kann also je nach Zielgruppe auch mit Sprache experimentieren. Ob dadurch wirklich die Conversion-Rate steigt, müssen dann Tests zeigen.

Der Erfolg bei Sprachexperimenten hängt oft davon ab, ob sie maßvoll eingesetzt werden, die richtige Zielgruppe mit ihnen angesprochen wird und die Sprache für die Zielgruppe authentisch wirkt.

Sicher erinnern Sie sich noch an die Verona-Pooth-Werbung für eine Telefonauskunft: „Da werden Sie geholfen.“ Bisweilen kann man mit Sprüchen erfolgreich sein, bei denen jeder Deutschlehrer in Ohnmacht fiele. Ziemlich sicher haben bei der Kreation des Pooth-Slogans Leute mitgewirkt, die viel von Sprache verstehen.

Welche Schlüsse zieht man aus alledem?

Nicht am Text sparen

Wer Rechtschreibfehler und schlechte Grammatik toleriert, um besonders günstige Texte einzukaufen, macht ganz schnell ein Minusgeschäft. Fehlerhafte Texte können Vertrauen kosten und verloren gegangenes Vertrauen bedeutet auch ganz schnell sinkende Conversion-Raten und sinkende Einnahmen.

Arbeite nach dem Vier-Augen-Prinzip

Auch Menschen, die in Rechtschreibung und Grammatik eigentlich sicher sind, unterlaufen Fehler. Fehler im eigenen Text zu erkennen, ist viel schwieriger, als welche im Text eines anderen zu finden. Daher sollte immer noch eine zweite Person korrekturlesen, die ebenso sicher in Grammatik und Rechtschreibung ist.

Suche nach Seiten mit schlechten Conversion-Raten

Die regelmäßige Analyse, welche Internetseiten eines Webauftritts besonders schlechte Conversion-Raten aufweisen, sollte zum Standard bei der Website-Optimierung gehören. In die Analyse integrieren sollte man dann auch einen Blick auf die Texte dieser Seiten. Wie sieht es mit der Rechtschreibung und der Grammatik aus: Können sie eine Ursache für die schlechte Performance der Seite sein?

Testen

Tests bieten sich insbesondere bei der bewussten Verwendung von Slang und nicht ganz korrekter Grammatik an („Da werden Sie geholfen“). Hat das den gewünschten positiven Effekt? Tests bringen Gewissheit.

WhichTestWon-Artikel über Charles Duncombe

Der Autor

Julian Kleinknecht - Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.

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