Hypothesenbildung bei A/B Tests
Heatmaps, Scroll-Mapping, Usability-Tests … werden durch A/B Testing überflüssig. Stimmt das? Das ist zumindest eine sehr radikale Ansicht. Und auch keine richtige. Diese Instrumente können sehr wertvolle Ideen fürs Testen bringen. Deshalb hat ConversionBoosting einige davon in seine Toolbox integriert, die für Premium-Mitglieder von ConversionBoosting dauerhaft kostenlos ist.
Es hat bisweilen den Anschein, als wären A/B Tests für Conversion-Optimierer das einzige legitime Instrument zur Optimierung von Websites. Tatsächlich ist dem nicht so. Conversion-Optimierer bewerten Instrumente wie Heatmaps, Remote-Usability-Testings und Webanalysen nur anders als viele andere Marketing-Experten.Für Conversion-Optimierer bringen solche Instrumente nicht in erster Linie unumstößliche Erkenntnisse, sondern „nur“ gute Ideen für Optimierungen, die mithilfe von A/B Tests überprüft werden müssen. Dennoch sind es wichtige Instrumente. Testings sind nur nämlich dann effizient, wenn ihnen zu überprüfende Hypothesen zugrunde liegen. Und Hypothesen entstehen aus guten Ideen.
Bei den Hypothesen für A/B Tests unterscheidet man zwischen dem zu lösenden Problem einerseits und andererseits allgemeinen sowie konkreten Hypothesen, wie das Problem zu lösen ist. Ein Problem eines Onlineshops könnte beispielsweise sein: Die Nutzer der seiteninternen Suchmaschine erhalten häufig kein Ergebnis und verlassen den Onlineshop.
Die konkrete Hypothese lässt sich anschließend mit einem A/B Test überprüfen. Er ist das Instrument, um die Hypothese zu verifizieren oder zu falsifizieren. Das Instrument zur Hypothesenbildung waren indes ein anderes, vielleicht ein Webanalyse-Tool.
Mit einem Webanalyse-Tool lassen sich zahlreiche Ideen für A/B Tests finden, sofern man das Tool richtig nutzt. Der Umfang der Analyse-Möglichkeiten ist bei Plattformen wie Google Analytics oder der Google-Analytics-360-Suite ja immens. Durch Google Analytics erhält man (abhängig von der Konfiguration und der konkreten Analyse) beispielsweise:
Webanalyse beleuchtet zahlreiche Aspekte einer Website, die anschließend auch bei A/B Tests ins Blickfeld rücken können. Und tatsächlich ist die Steigerung der Conversion-Rate ein häufig mit der Webanalyse verbundenes Ziel. Das belegte etwa die „Web Analytics Survey Studie 2015“ des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) in Kooperation mit dem Unternehmen Webtrekk. Sie untersuchte die Nutzung von Webanalyse in der D-A-CH-Region.
Die Webanalyse ist natürlich nicht das einzige Instrument, das wertvolle Testideen liefern kann. Wohin schauen die Besucher, wenn Sie eine Seite besuchen? Welche Bereiche stehen im Fokus ihrer Aufmerksamkeit und welche werden eher ignoriert. Das können Eye-Trackings und Heatmaps zeigen. Allerdings sollte man aus ihnen keine vorschnellen Schlüsse ziehen.
Das sind nur einige der möglichen Szenarien. Sie zeigen: Wenn ein Seitenelement laut Heatmap viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, beweist das noch lange nicht, dass keinerlei Handlungsbedarf mehr besteht.
Worauf klicken Seitenbesucher? Und wie weit scrollen sie auf einer Seite nach unten? Click- und Scroll-Mapping liefert Antworten auf solche Fragen. Eine Scroll-Map kann zeigen, dass Seitenbesucher ein für eine Conversion wichtiges Seitenelement nicht wahrnehmen, weil es zu weit unten auf der Seite liegt. Click-Mapping zeigt natürlich, auf welche klickbaren Seitenelemente die Besucher klicken. Aber nicht nur. Es entlarvt eventuell auch nicht klickbare Seitenelemente, die viele Besucher für Links halten. Und auch hier ergeben sich dann Ansatzpunkte für A/B Tests.
Bei Usability-Tests testen Testpersonen bestimmte Funktionen und Prozesse einer Website und geben Feedback. Man unterscheidet hier Labortests und Onlinetests, die die Testpersonen in ihrer normalen Nutzungssituation durchführen.
Wer wirklich Klarheit haben möchte, ob von den Testpersonen monierte Probleme tatsächlich einen negativen Einfluss auf die Conversion-Rate haben, sollte den Usability-Tests jedoch A/B Tests folgen lassen. Sie bringen nicht nur Erkenntnisse, ob ein im Usability Test identifiziertes Problem tatsächlich ein Problem ist. Sie zeigen auch, welche Lösungsansätze für die identifizierten Probleme tatsächlich erfolgreich sind.
Kundenumfragen sind im Vergleich zu Usability-Tests das schwächere Instrument, um durch Aussagen von Nutzern Schwachstellen der eigenen Website zu identifizieren. Das bedeutet nicht, dass sie unnütz sind. Aber bei ihnen wird noch deutlicher, dass die Ergebnisse vor allem Indizien dafür sind, wo bei der Website-Optimierung Handlungsbedarf herrscht. Sie liefern keinen Beweis, dass ein häufig geäußerter Kundenwunsch auch tatsächlich zu mehr Conversions führt.
Nicht nur Seitenbesucher können Testideen für A/B Tests liefern. Es gibt viele weitere Leute. Zu ihnen zählt jede Person, die in irgendeiner Weise mit der Website arbeitet oder in Prozesse rund um Bestellungen, Käufe und/oder Auftragserteilung involviert ist.
Jeder an der Website und an den geschäftlichen Abläufen Mitarbeitende sollte wissen, dass seine Anregungen sehr willkommen sind, selbst wenn nicht jede zu guten Testideen führt. Und er sollte wissen, wo er solche Anregungen anbringen kann. Bestenfalls gibt es eine zentrale Sammelstelle für solche Ideen. Die kann durchaus aus einer Einzelperson bestehen. Alle Ideen rund um mögliche Optimierungen sollten in maximal zwei Schritten bei ihm/ihr landen (z.B. Freelancer => Ansprechpartner im Unternehmen => Ideensammelstelle).
Zu guter Letzt können natürlich Studien und Erfahrungen von Experten wertvolle Indizien dafür liefern, wo man mit einer Optimierung durch A/B Tests am besten ansetzt. Auch beim Expertenwissen gilt jedoch: Basiert es nicht auf Daten, sollte es ein Testing nicht ersetzen. Unterscheiden muss man solch ein Expertenwissen von sogenannten Heuristiken.
Einige der vorab genannten Instrumente (Heatmap, Usability Tests …) hat ConversionBoosting für seine Premiumnutzer in einer dauerhaft kostenfrei nutzbaren Toolbox vereint. Renommierte Anbieter von Usability-Tests, Aufmerksamkeitsanalysen und Heat-, Click- & Scrollmaps haben zu dieser Box ihre Instrumente beigesteuert. Und die können eine Fülle guter Ideen für eine Optimierung liefern.
Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer
Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.