Icons versteht doch jeder! Oder?

Ist ein Icon, das einen stilisierten Telefonhörer mit Leitung zeigt, eigentlich überall und für alle ein Symbol für die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme? Ist es das auf einer Website? Versteht jeder die stilisierte Lupe als Zeichen für die Funktion, ein Bild zu vergrößern? Und ist ein kleines Vorhängeschloss tatsächlich ein allgemein anerkanntes Zeichen für geschützte Bereiche einer Website?

Icons und Symbole sollen als kleine informationshaltige Bilder Wörter ersetzen und auf den ersten Blick klar machen, was der Nutzer einer Internetseite hier, da oder dort an Funktionen oder Inhalten erwarten kann. Wie schön. Aber was hat das mit der Conversion-Rate zu tun?

Was Icons bedeuten, ist oft Verständigungssache

Schaut man sich einmal im Internet um, trifft man überall auf irgendwelche Symbole, mit denen irgendeine Funktionalität beschrieben wird: das „@“ steht für möglichen Mailkontakt, Pfeile eventuell für die Navigation und das symbolisierte Häuschen hat sich im Internet als Symbol für „home“ durchgesetzt, wobei „home“ „zurück zur Startseite“ bedeutet.

Bleiben wir einmal beim Häuschen und denken uns all das, was wir über dieses Symbol und seine Bedeutung wissen, einfach weg. Sie kennen das Symbol nicht. Würden Sie dennoch darauf kommen, dass Sie mit einem Klick darauf zurück zur Startseite einer Website gelangen? Vielleicht ja. Vielleicht aber auch nicht. Die symbolische Bedeutung mancher Icons muss man lernen, um mit ihnen umzugehen. Ob die meisten Besucher sie kennen, kann Einfluss auf die Conversion-Raten haben.

  • Falls Icons von der Zielgruppe einer Website verstanden werden, ist das gut. Für den Nutzer klar verständliche Icons können als benutzerfreundliche Elemente durchaus dazu beitragen, die Conversion-Rate zu steigern. Sie erleichtern dem Besucher einer Website die Navigation. Er erkennt auf den ersten Blick, oftmals schneller als bei Begriffen, welche Funktion ihn erwartet.

  • Falls nein, haben Icons und Symbole möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Conversion-Rate, weil sie nicht jeder aus der Zielgruppe sofort versteht. Sie beschleunigen nicht die Navigation des Nutzers durch die Seite, sondern verlangsamen sie. Der Nutzer muss erst ausprobieren, was sich hinter diesem oder jenem Icon verbirgt. Das kann nervig sein. Und es kann Leute vertreiben.

Wie gut Icons verstanden und/oder akzeptiert werden, ist teils kulturabhängig. Im Internet fand ich dazu etwa jenen interessanten Hinweis, dass Japaner ein einzelnes Körperteil wie ein Auge als Icon für „eher unsympathisch“ halten. Ist das so? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Aber man müsste es vielleicht mit einem Test herausfinden, wenn man solch ein Icon für einen deutschen Onlineshop nutzt und es auch für eine japanisch lokalisierte Shopvariante nutzen möchte, um damit japanische Zielgruppen anzusprechen. Vorsicht ist auch bei Icons angebracht, die mit Wortbedeutungen spielen. So kann das Abbild eines Tisches in Großbritannien durchaus für eine Tabelle stehen, weil „table“ „Tabelle“ und „Tisch“ heißen kann. Deutsche, die das nicht wissen, sind mit dem Tischsymbol schnell überfordert.

Daumen hoch kann Ohrfeigen bringen

Ein stilisierter nach oben gestreckter Daumen symbolisiert „in Ordnung“ oder „gut gemacht“. Wirklich? In einigen Ländern – etwa in Australien – ist die Geste Ausdruck einer Beleidigung. Der nach oben gestreckte Daumen als Icon auf der Website wird also möglicherweise falsch interpretiert, was deutlich negative Auswirkungen auf die Conversion-Rate haben könnte.

Allerdings spielt immer auch die Dimension „Zeit“ eine Rolle. Icons, die vielleicht früher falsch interpretiert oder gar nicht verstanden wurden, sind eventuell mittlerweile problemlos. Andererseits kommen Icons vielleicht außer Mode, wurden etwa früher in Deutschland von den meisten richtig interpretiert und sind heute eher unbekannt. Wer weiß? Vielleicht können die meisten irgendwann mit dem klassischen Telefonhörer-Symbol mit Kabel nicht mehr viel anfangen, weil solche Telefone immer seltener werden? Wie gut Icons verstanden werden, ist aber nicht nur teils von Land zu Land und von Gestern zu Heute verschieden, sondern möglicherweise auch innerhalb eines Landes:

  • Jüngere verstehen das Icon, Ältere eher nicht?

  • Erfahrene Internetnutzer kennen es, während Gelegenheitsnutzer ratlos bleiben?

All das ist möglich. Etwas Vorsicht ist also bei der Nutzung von Icons geboten, wenn man Wert auf gute Conversion-Raten legt. Icons, die für einen selbst eindeutig sind, sind es eventuell nicht für alle. Daher gehören auch Icons bisweilen auf die Testliste bei A/B- und multivariaten Tests und man sollte prüfen, ob sie nicht eventuell besser durch andere Icons oder textliche Hinweise ersetzt werden. Auch hier gilt: Nicht mutmaßen, sondern testen.

Quickfix

Eine schnelle Lösung für alle Icons und Symbole auf Ihrer Website können Sie aber sofort umsetzen. Hinterlegen Sie mindestens einen ordentlichen Alt-Text, damit dieser bei Mouse-over angezeigt wird. So bieten Sie Ihren Besuchern eine Möglichkeit die Bedeutung Ihrer Symbole zu lernen, ohne jedes Symbol anklicken zu müssen.

Der Autor

Julian Kleinknecht - Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.

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