Produktfotos – Close-ups sind manchmal ganz schön schlecht

Wenn man ein Produkt – etwa auf einer Landing-Page – auf einem Foto präsentiert, sollte das Produkt im Mittelpunkt stehen, am besten mit einem Close-up. Die Kamera hält mitten drauf, der potenzielle Kunde sieht das Produkt mit Details und kann sich so ein sehr gutes Bild vom Produkt machen. Besser geht es nicht, oder? Merke: Close-ups sind perfekt als Produktfotos. Jedenfalls solange, bis ein A/B Test zeigt, dass das keineswegs immer der Fall ist.

Die Yobongo Fotostory

Bild 1

Yobongo ist eine App fürs iPhone, um mit Menschen in räumlicher Nähe spontan zu chatten und dabei vielleicht neue Bekanntschaften, Freundschaften, Liebschaften zu gewinnen. Yobongo hat getestet: zwei praktisch identische Internetseiten, um neue Nutzer für Yobongo zu gewinnen. Sie unterschieden sich nur durch den Eyecatcher, durch jeweils ein anderes Screenshot aus dem Video, mit dem die Yobongo-Macher ihr Produkt erklären:

  • Das eine Foto (Bild 1) war ein Close-up, das die App auf dem Screen eines iPhones zeigte,

  • das andere (Bild 2) ein Foto, auf dem das iPhone, auf dessen Screen „Yobongo“ steht, einen wesentlich kleineren Ausschnitt des Fotos ausfüllt. Weitere Bildelemente dieses Fotos waren etwa ein auf einem Tisch liegendes Buch und am Bildrand eine Teilansicht einer Kaffeetasse.

Bild 2

Bild 2 enthält wohl zuviel Überflüssiges, während sich Bild 1 auf das Wesentliche konzentriert. Die Besucher der Internetseite mit Bild1 honorieren das, sodass diese Seite die höhere Conversion-Rate bringt. So könnte man sich die Sache denken. Man würde allerdings falsch denken. Die Internetseite mit Bild 1 hatte eine Conversion-Rate von 18.6 Prozent. Die Seite mit Bild 2 kam auf 31,8 Prozent.

Lasst nicht Fotografen entscheiden. Und keine Marketer!

Welches der beiden Fotos wohl Fotografen ausgesucht hätten, die viel Wert auf Bildästhetik legen? Und welches hätten Marketer gewählt, denen es bei der Bildauswahl um dasjenige Bild geht, das den größten Kaufanreiz gibt und damit die Conversion-Rate steigert? Aber welches Foto der eine oder der andere auch gewählt hätte, ob die Auswahl richtig gewesen wäre, ergibt sich einmal mehr nur durch Tests. Hier sollte man durchaus ein bisschen herumprobieren.

Fragen Sie einmal einen Fotografen, wie viele mögliche Einstellungen es für ein Produktfoto gibt. Es gibt die Close-up-Aufnahme (Großaufnahme), die Halbtotale, die Totale, die halbnahe und die nahe sowie weitere Einstellungen. Man kann das Objekt von vorne, von oben, von schräg unten fotografieren. Es gibt unzählige Möglichkeiten und man sollte als Shopbetreiber nicht sofort aus dem Bauch heraus entscheiden, welche Art von Foto man auswählt. Man sollte auch den Fotografen oder einen Marketingexperten nicht entscheiden lassen. Testen Sie und seien Sie ruhig ein bisschen mutig dabei. Es kann nichts Schlimmes passieren. Nur Gutes.

Der Autor

Julian Kleinknecht - Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.

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