Erfolgsindikator oder Warnsignal
Wie weit scrollen Besucher auf einer Internetseite? Heatmaps und Webanalyse-Tools können Antworten auf diese wichtige Frage geben – und damit mögliche Probleme der Website aufzeigen, die man mit Testings angehen kann. Das kann den Erfolg der Seite nachhaltig steigern.
Der neue ConversionBoosting-Praxisguide Scroll-Tracking sinnvoll einsetzen zeigt, wie Scroll-Tracking mit Heatmaps und Webanalyse-Tools funktioniert. Dieser Artikel skizziert das im Praxisguide ausführlich dargestellte Tracking mit Hilfe eines Webanalyse-Tools und zeigt Beispiele, wie sich Infos zum Scrollverhalten sinnvoll nutzen lassen.
Moderne Internetnutzer scrollen häufiger als früher, sagt man. Sie scrollen, weil mobiles Internet rasant wächst und Scrollen auf Smartphones in der Regel ganz einfach ist. Wischen, fertig.
Für den Betreiber der Seite kann es wichtige Erkenntnisse liefern, wenn er weiß, wie viele Besucher mit Smartphone/Tablet/PC sich nur den sofort sichtbaren Bereich der Internetseite ansehen, beziehungsweise wie viele ein bisschen oder ein bisschen mehr oder gar bis nach ganz unten gescrollt haben. Der Seitenbetreiber kann auf der Basis eventuell das Verhalten von Scrollern und Nicht-Scrollern vergleichen, den Erfolg von Content einschätzen und/oder überlegen, ob eine veränderte Platzierung von Seitenelementen Sinn macht.
Um das Scrollverhalten von Besuchern mithilfe eines Webanalyse-Tools wie Google Analytics zu bestimmen, kann man bestimmte Ereignisse definieren, die vom Tool registriert werden sollen. So kann man es beispielsweise als Ereignis definieren, wenn ein Besucher durch Scrollen 25% der Internetseite gesehen hat. Weitere Ereignisse sind dann vielleicht das Erreichen der 50%-, 75%- und 100%-Marke. Das Webanalyse-Tool misst dann, wie viele Besucher die jeweiligen Ereignisse ausgelöst haben.
In der Regel nimmt die Zahl der Besucher mit Höhe der Marke ab. So haben vielleicht knapp 100.000 Menschen bis zur 25%-Marke gescrollt, aber nur noch weniger als 6.000 erreichen auch die 100%-Marke, haben also bis nach ganz unten gescrollt. Alternativ zu den Prozentangaben sind auch Angaben in gescrollten Pixeln möglich.
Nicht zuletzt kann man das Webanalyse-Tool dazu veranlassen, Infos über die jeweils auf dem Bildschirm angezeigten Elemente aufzuzeichnen. Beispiel: Sie zeigen auf Ihren Kategorieseiten die Produkte in Reihen; jeweils drei Produkte pro Reihe. Durch die Definition des entsprechenden Ereignisses können Sie sich anzeigen lassen, wie viele Besucher die fünfte (sechste, siebte…) Reihe erreicht haben.
Die Scroll-Analyse mit dem Webanalyse-Tool hat besonders in Onlineshops Vorteile, deren Seiten unterschiedlich lang sind. Heatmaps haben hier eine geringe Aussagekraft.
Wenn viele Menschen auf einer Seite bis nach unten scrollen, ist das zum Beispiel bei längeren Blogbeiträgen ein Zeichen dafür, dass die Inhalte bis zum Schluss interessant waren. Hier ermöglichen Informationen zum Scrollverhalten der Seitenbesucher also unmittelbare Rückschlüsse auf den Erfolg des Inhalts. Erreichen viele Leser hingegen die 50%-Marke nicht, ist der Beitrag möglicherweise zu lang oder langweilig.
Anders sieht die Sache bei Seiten wie Kategorie- oder Produktdetailseiten aus. Das Scrollverhalten sagt hier noch nicht unbedingt etwas darüber aus, wie erfolgreich die Seite ist. Wenn auf einer Produktdetailseite nur ganz wenige Besucher scrollen, muss die Seite nicht uninteressant sein. Vielleicht liegen einfach alle relevanten Informationen und der Call to Action im direkt sichtbaren Bereich. Diese Seite kann ihr Ziel also gut erfüllen.
Scroll-Tracking kann aber trotzdem sehr sinnvoll sein, wenn man beispielsweise das Verhalten von Scrollern und Nicht-Scrollern vergleicht. Ein mögliches Ergebnis: Die Zahl der Scroller ist zwar gering – aber die Conversion-Rate ist bei ihnen deutlich höher als bei den Nicht-Scrollern.
In diesem Fall liegen vermutlich im nicht direkt sichtbaren Bereich Elemente, die besonders überzeugend wirken. In diesem Fall könnte man durch Tests herausfinden, welche Elemente das sind, um sie fortan weiter oben auf der Seite zu platzieren. Oder man testet diverse Ideen, wie mehr Besucher zum Scrollen animiert werden können.
Wenn ein Nutzer auf einer Kategorieseiten bis unten scrollt, kann das ein Indiz dafür sein, dass der Nutzer nicht findet, was er sucht. Geschieht so etwas häufig, sollte man über Änderungen auf der Seite nachdenken. Hier rät der Praxisguide, beispielsweise die Platzierung eines Chatfensters mit der Frage „Wie kann ich Ihnen helfen?“ am unteren Seitenende zu testen oder statt 20 besser 50 Produkte pro Kategorieseite zu platzieren.
Die Analyse des Scrollverhaltens kann (beispielsweise auf Onlineshop-Startseiten) auch zeigen, inwieweit sich eine regelmäßige Aktualisierung der Seite wirklich lohnt.
Falls etwa nur ein Bruchteil der Besucher die Inhalte unterhalb der 50%-Marke zu Gesicht bekommt, könnte man überlegen, sich ab dort eine häufige Aktualisierung der Inhalte zu sparen. Stattdessen könnte man dort Inhalte platzieren, die nur selten bis gar nicht aktualisiert werden müssen und für den Marketingzweck keine allzu große Rolle spielen. Das würde Kosten sparen.
Zusätzlich kann man dann natürlich überlegen, ob solche Inhalte sogar unwichtig sind und von der Seite verbannt werden können.
Der ConversionBoosting Praxisguide Scroll-Tracking sinnvoll einsetzen nennt viele weitere Beispiele, in denen Scroll-Tracking wichtige Erkenntnisse liefert.
Außerdem thematisiert er auch das Scroll-Tracking mit Heatmaps und zeigt, wie man es technisch umsetzt, dass das Tool ein Ereignis wie Scrollen erkennt. Für Premium-Mitglieder der ConversionBoosting-Community ist der Praxisguide kostenlos.
Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer
Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.