Praxisguide
Tools zur Session-Wiedergabe erlauben es alle Aktivitäten (wie Klicks, Mausbewegungen, Tastatureingaben und Scrolls) eines Besuchers auf einer Website wiederzugeben. Dieses Feature bietet die Möglichkeit, echten Besuchern „über die Schulter zu schauen“ und Probleme sowie Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.
In diesem Praxisguide erläutern wir alle Aspekte der Session-Wiedergabe, damit Sie nicht nur Sessions aufnehmen, sondern diese auch tatsächlich zur Optimierung nutzen können.
Autor
Julian Kleinknecht
Tools zur Session-Wiedergabe erlauben es alle Aktivitäten (wie Klicks, Mausbewegungen, Tastatureingaben und Scrolls) eines Besuchers auf einer Website wiederzugeben. Dieses Feature bietet die Möglichkeit, echten Besuchern einer Website „über die Schulter zu sehen“. Hierdurch können Probleme, auf welche Besucher beim Verwenden der Website stoßen, sowie Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert werden.
Vor allem Online-Shops profitieren von Erkenntnissen der Session-Wiedergabe, aber auch für eigenständige Landingpages sowie Websites zur Lead-Generierung lohnt es sich, Zeit in die Analyse der Aufnahmen zu investieren.
Screenshot einer Session-Wiedergabe von ClickTale
In diesem Praxisguide erläutern wir alle Aspekte der Session-Wiedergabe, damit Sie nicht nur Sessions aufnehmen, sondern diese auch tatsächlich zur Optimierung nutzen:
Falls Sie noch kein Tool zur Session-Wiedergabe ausgewählt haben, hilft unsere Checkliste „Anforderungen an Tools zur Session-Wiedergabe“ (in Vorbereitung) weiter. Sie hilft, das für Sie passende Tool auszuwählen.
Tools zur Session-Wiedergabe funktionieren analog zu Webanalyse-Tools:
Alle relevanten Tools zur Session-Wiedergabe basieren auf JavaScript. In die zu analysierende Website wird ein JavaScript-Code („Tag“) eingebaut, der die Daten zum Besucherverhalten an den Server des Tool-Betreibers sendet.
Für die Session-Wiedergabe werden diese Aktivitäten per JavaScript registriert:
Wenn eine solche Aktivität festgestellt wird, werden die Koordinaten des erfolgten Klicks, die Höhe der Scroll-Bewegung, die Tastatureingabe (abhängig davon, wie Daten maskiert werden) usw. per HTTP-Anfrage an das Tool gesendet.
Alle Aktivitäten einer Session werden mit einer eindeutigen Session-ID verknüpft, um das Verhalten einzelner Besucher analysieren zu können. Zusätzlich werden weitere Daten (beispielsweise Datum, Zeit und Browser-Typ) gespeichert, die später zur genaueren Auswertung und Segmentierung genutzt werden können.
Zusätzlich zu diesen Aktivitäten muss die Seite aufgezeichnet werden, auf welcher sich der Besucher befindet. Hierfür setzen verschiedene Tools auf verschiedene Wege:
(1) Im einfachsten Fall wird nur die URL der Seite gespeichert. Sobald die Wiedergabe angesehen wird, wird diese URL aufgerufen und die gespeicherten Aktivitäten darübergelegt. Falls es sich um eine statische Seite handelt, die seit der Aufnahme nicht modifiziert wurde, funktioniert dieser Ansatz.
(2) Wenn an der Seite jedoch Veränderungen mit AJAX vorgenommen werden, versagt dieser Ansatz. Dann werden die Besucheraktivitäten nicht mehr über die korrekte Seite „gelegt“ werden. Zusätzlich zur URL werden deshalb in diesem Ansatz auch noch alle Veränderungen an der Seite (zum Beispiel das Öffnen eines JavaScript-Layers oder das Auswählen verschiedener Tabs) aufgezeichnet.
(3) Dieser Ansatz funktioniert jedoch nicht, wenn Sessions aufgezeichnet werden, die so nur für den jeweiligen Besucher sichtbar sind. Dies gilt zum Beispiel für den Checkout eines Online-Shops:
Um dieser Tatsache gerecht zu werden, speichern fortgeschrittene Tools die jeweilige individuelle Seite und legen später die Aktivitäten über diese gespeicherten Seiten. Dies behebt auch das Problem, dass sich eine Seite seit der Aufzeichnung verändert haben könnte.
Anhand der Session-IDs kombiniert das Tool nun die gesammelten Daten zu einzelnen Sessions.
Sobald eine Session mithilfe des Players betrachtet wird, wird die jeweilige Seite als HTML-Datei in einem iFrame geladen. Die aufgezeichneten Klicks, Mausbewegungen, Scrolls und Tastatureingaben werden nun mithilfe der Zeitstempel in eine Art „Drehbuch“ übersetzt und dann simuliert. Auch die aufgezeichneten AJAX-Aktionen werden abgespielt.
Weiterbildung per eLearning.
Keine Anmeldung notwendig
Wie für alle Tracking-Tools reicht auch für Tools zur Session-Wiedergabe ein einfacheres JavaScript aus. Dieses einfach in den Quelltext einbauen.
Beispielhafter Code von Hotjar:
<script>
(function(h,o,t,j,a,r){
h.hj=h.hj||function(){(h.hj.q=h.hj.q||[]).push(arguments)};
h._hjSettings={hjid:12345,hjsv:5};
a=o.getElementsByTagName(‚head‘)[0];
r=o.createElement(’script‘);r.async=1;
r.src=t+h._hjSettings.hjid+j+h._hjSettings.hjsv;
a.appendChild(r);
})(window,document,’//static.hotjar.com/c/hotjar-‚,‘.js?sv=‘);
</script>
Die meisten Tools können auch über ein Tag-Management-System ausgespielt werden. Der Vorteil einer solchen Implementierung liegt darin, dass sie nur genau die Seiten aufzeichnen können, die auch später analysiert werden sollten. Dies spart Kosten und Zeit beim Herauspicken der relevanten Aufzeichnungen.
Dieses Herauspicken der relevanten Aufnahmen ist die größte Herausforderung der Session-Wiedergabe. Für Websites mit mehr als ein paar Besuchern pro Tag werden zu viele Sessions aufgezeichnet, als dass man alle betrachten könnte.
In den Tools kann man deshalb relevante Aufnahmen auf mehrere Arten filtern/segmentieren. In der Standardimplementierung kann beispielsweise nach diesen Kriterien segmentiert werden:
Für anderen Analysen des Besucherverhaltens reichen diese Arten der Segmentierung jedoch nicht aus. Angenommen Sie möchten verstehen, ob Besucher die Navigation verstehen und ob diese verwirrend ist. Dann möchten Sie nach Aufnahmen filtern, in denen Besucher den Mauszeiger über die Navigation bewegt oder diese geklickt haben.
Oder Sie möchten diejenigen Aufnahmen ansehen, welche in einer Onsite-Umfrage angegeben haben, dass die angebotenen Informationen nicht zufriedenstellend waren (siehe Kapitel 4.5).
Das nächste Kapitel enthält eine ausführliche Liste solcher Analysen. Hier soll zuerst beschrieben werden, wie solche über die Standardsegmente hinausgehenden Segmentierungen durchgeführt werden können. Hierzu gibt es diese Möglichkeiten.
(1) Aufnahmen automatisch im Tool markieren
Sie markieren bestimmten Aufnahmen im Tool zur Session-Wiedergabe. Wenn also beispielsweise ein Besucher die Navigation verwendet, sendet die Website diese Information an das Tool.
Der JavaScript-Code könnte so aussehen: sr(‚tag-session‘, ‚Navigation verwendet‘); Dieser Code ist ähnlich dazu, wie man in Webanalyse-Tool Ereignisse (wie Klicks) registriert.
(2) Eindeutige IDs in Webanalyse und Tool zu Session-Wiedergabe
Tools zur Session-Wiedergabe verwenden eindeutige IDs, um Sessions voneinander unterscheiden zu können. Senden Sie diese IDs als benutzerdefinierte Dimension oder Variable an das Webanalyse-Tool. Dann können die dort vorhandenen Segmente verwendet werden und die IDs der relevanten Sessions exportiert werden. Suchen Sie genau diese IDs dann im Tool zur Session-Wiedergabe und sehen sich diese Aufnahmen an.
(3) Segmente aus Webanalyse-Tool importieren
Manche Tools erlauben es, die in Webanalyse-Tools vorhandenen Segmente in das Tool zu importieren. Das Vorgehen ist dann analog zur zweiten Methode – nur mit deutlich weniger Aufwand.
Nicht jedes Tool ermöglicht alle diese Segmentierungen. Fragen Sie die Anbieter, welche Möglichkeiten sie unterstützen.
Besucherverhalten aufzuzeichnen, greift sehr stark in die Persönlichkeitsrechte der Besucher ein. Sie werden praktisch so überwacht, als wenn sie von einer Kamera gefilmt werden würde.
Solange keine Verknüpfung mit personenbezogenen Daten stattfindet, also nicht herausgefunden werden kann, wer der Benutzer tatsächlich ist, ist dies mit deutschen und europäischen Datenschutzgesetzen vereinbar. Es gibt jedoch zwei Wege, wie diese Anforderungen bei der Session-Wiedergabe verletzt werden können:
Beide Wege müssen unbedingt verhindert werden, um keine gravierenden Datenschutzprobleme zu verursachen!
Es gilt deshalb alle eindeutig identifizierbaren Informationen zu anonymisieren (zum Beispiel durch Sternchen ersetzen). Es gibt hierfür verschiedene Möglichkeiten:
Außerdem müssen Sie auf den Einsatz der Session-Widergabe in Ihren Datenschutzbedingungen hinweisen.
Was kann mit den Aufzeichnungen nun angefangen werden? Bevor wir Analysen einzelner Fragen/Bereiche einer Website vorstellen, einige Vorbemerkungen.
(1) Setzen Sie die Session-Wiedergabe nicht für quantitative Analysen ein. Das heißt, verwenden Sie die Daten nicht dafür, um zum Beispiel zu identifizieren, welche Navigationselement am häufigsten angeklickt werden. Diese Frage kann mit sehr viel weniger Aufwand mithilfe eines normalen Webanalyse-Tools beantwortet werden.
(2) Die meisten Analysen müssen nicht regelmäßig durchgeführt werden. Wenden Sie sich jedoch wieder den Aufzeichnungen zu, sobald Änderungen am entsprechenden Element (zum Beispiel der Zoom-Funktion auf Produktdetailseiten) vorgenommen wurden.
Natürlich können Sie sich viele Aufnahmen von Kategorieseiten ansehen. Genauere zu beantwortende Fragen sind jedoch:
Wie verwenden Besucher die vorhandenen Filter? Verstehen Besucher, dass erst ein Button geklickt werden muss, bevor Filter angewendet werden? Wird immer nur ein Filter angewendet oder kombinieren Besucher verschiedene Filter? Scheinen Besucher mit den gefilterten Ergebnissen zufrieden zu sein – oder verlassen Sie die Kategorieseite ohne auf spezifische Produkte zu klicken?
Setzen Sie auf Kategorieseiten eine Funktion zur Schnellansicht ein, wie es C&A tut (siehe Screenshot)? Dann betrachten Sie diese Sessions, um zu verstehen, ob diese Funktion Besuchern bei der Auswahl hilft.
Eine allgemeine Frage zu Produktseiten lautet, welchen Informationen auf der Seite am meisten Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sind die Produktbilder am wichtigsten oder doch die tabellarischen Produktinformationen?
Wie verwenden Besucher die Tabs? Lesen Sie die Informationen dort wirklich? Oder werden sie nur kurz überflogen?
Wie gut funktionieren die vorhandenen Funktionen, um Produktbilder anzusehen (Zoom-, Lupen-, Vollbild-Funktion)? Gibt es zum Beispiel viele Klicks auf der Produktbild in der Erwartung, dass sich eine größere Variante des Produktbildes öffnet?
Wie werden Produktbewertungen gelesen?
In Prozessen wie dem Checkout sollten Sie Abbrecher der verschiedenen Schritte analysieren. Hier gilt es zu verstehen, warum die Besucher die Seite verlassen haben. Was waren die letzten Aktionen vor den Ausstiegen? Hierfür müssen in den meisten Tools keine weiteren Implementierungen vorgenommen werden (im Gegensatz zu den vorigen Analysen). Nach der letzten Seite einer Session („Exit Page“) kann oft segmentiert werden.
Eine weitere lohnenswerte Analyse besteht darin, sich nur die Aufnahmen mit Fehlermeldungen der Validierung anzusehen. Wieso kam es zu diesen Fehlermeldungen? Und können Mittel eingesetzt werden, um diese zu verhindern? (Hier müssen die Aufzeichnungen individuell herausgepickt werden.)
Segmentieren Sie nach Aufzeichnungen in denen Besucher mit der Navigation interagiert haben. Benötigen Besucher lange, um sich für einen Menüpunkt zu entscheiden? Schauen sie sich viele Elemente an, bevor sie eine Entscheidung treffen? (Durch das Navigationselement, das tatsächlich ausgewählt wurde, können Sie identifizieren, welches Navigationselement der Besucher auswählen wollte.)
Sind Besucher mit der Wahl zufrieden oder verwenden sie die Navigation gleich noch mal?
Schauen Sie sich Aufnahmen von Besuchern an, die anscheinend mit ihrer Nutzererfahrung unzufrieden waren. Woran lag dies? Und können diese Ärgernisse behoben werden?
Diese Kriterien lassen unter anderem auf eine negative Erfahrung schließen: