5 Beispiele für die Motivwahl

Emotionen wecken - mit den richtigen Bildern

Manchmal spürt man: DAS ist das perfekte Motiv für ein großes, emotional ansprechendes Foto auf der Startseite. Große Fotos sind aber zu wichtig, als dass man sich allein auf sein Gefühl verlassen sollte. Deshalb hier einige konkrete Situationen, wo bei der Bildauswahl Tests sinnvoll sind.

Ein lächelnder Mensch auf einem Bild weckt Sympathie und animiert Website-Besucher dazu, auf der Website zu bleiben. Wirklich? Vielleicht wirkt das Lächeln auf manche Betrachter aufgesetzt oder hämisch. Das Bild eines Waldes mit von Sonne angestrahlten Bäumen symbolisiert Ruhe, Frieden und Einklang mit der Natur? Ja, für viele. Aber auf andere wirkt das Bild vielleicht langweilig, eintönig oder gar bedrohlich.

Menschen verallgemeinern allzu schnell ihre eigenen Empfindungen. „So oder ähnlich empfinden doch alle, oder?“ Nein, nicht unbedingt! Und wenn man eine Website mit großen Fotos emotional ansprechender gestalten möchte, kann das schnell problematisch werden.

Wir zeigen fünf Beispiele für Situationen, in denen es unterschiedliche Lösungen gibt. Sich vorschnell auf ein Motiv festzulegen, statt mehrere zu testen, kann bedeuten, sich nicht für die erfolgreichste Lösung zu entscheiden. Das wäre doch wirklich schade.

Beispiel 1: Männlein, Weiblein oder Paar?

Eine Versicherungsseite zeigt beim Thema Hinterbliebenenvorsorge einen älteren, nachdenklich schauenden Mann mit Brille und einem Buch in der Hand. Die Aussage: Der verantwortungsvolle, intelligente Mann sorgt sich um seine Familie und trifft die richtige Entscheidung.

Das Motiv spielt mit dem klassischen Bild des männlichen Ernährers – was durchaus in vielen Situationen und Zielgruppen zutreffen mag.

Aber vielleicht arbeiten ja Mann UND Frau und wollen sich gegenseitig absichern, wobei die Frau die treibende Kraft ist. Vielleicht kann sie sich mit dem Bild einer verantwortungsvoll wirkenden Frau viel eher identifizieren? Eventuell haben wir es mit einer Alleinerziehenden zu tun, die ebenfalls mit dem Foto einer Frau mehr anfangen könnte.

Und möglicherweise haben wir sogar den Klassiker berufstätiger Mann und Hausfrau – und dennoch ist es die Frau, die hier die Initiative zur Absicherung ergreift. Alle diese Varianten (und mehr) sind denkbar.

Vielleicht sollte man sich aber gar nicht für den Mann ODER die Frau als Motiv entscheiden – weil ein Paar viel eher die Liebe symbolisiert, die hinter dem Wunsch nach Absicherung von Hinterbliebenen steht?

Beispiel 2: Glück zu zweit oder Genuss allein?

Wellness für Körper und Geist. Wie genießt man so etwas am besten: mit einem Partner oder einer Partnerin, mit Freunden oder doch eher allein – weil es auch Momente geben sollte, die nur einem selbst gehören? Die Antwort wird bei unterschiedlichen Menschen (und in unterschiedlichen Situationen) unterschiedlich ausfallen.

Für Anbieter von Wellness-Einrichtungen wie Saunen stellt sich hier die Frage, ob man bei einem Großfoto auf der Startseite die genießende Einzelperson, ein Paar oder gar die Spaß habende Gruppe in den Vordergrund rückt. Je nachdem, wie man sich entscheidet, werden unterschiedliche Personen mehr oder weniger emotional vom Bild angesprochen.

Die Frage, wie stark der Wunsch nach Geselligkeit oder einem zeitweisen Rückzug die Vorstellung potenzieller Kunden von Genuss dominiert, kann den Erfolg eines Bildes deutlich beeinflussen. Das gilt auch für Restaurants, Hotels, Massagepraxen oder Weinläden. Zeigt man besser den individuellen oder den kollektiven Genuss? Am besten testet man beides.

Beispiel 3: Wer gewinnt Vertrauen?

Wem vertraut man, wenn es um Finanzen geht, ums Auto oder gar um die eigene Gesundheit? Man vertraut oft Menschen, die einem sympathisch sind. Aber Sympathie allein reicht natürlich nicht. Man muss sich auch gut aufgehoben fühlen, weil der Mensch oder das Team, dem man sich anvertraut, kompetent wirkt.

All das ist auch wichtig, wenn es ums richtige Teamfoto auf der Startseite beispielsweise einer Ärztegemeinschaften geht. Wählt man eine zwar adrette, aber doch vergleichsweise informell wirkende Kleidung fürs Team oder eher den klassischen weißen Kittel?

Der weiße Kittel symbolisiert vielleicht eine Distanz, strahlt für viele Betrachter aber auch (mehr) Kompetenz aus? „Wir wissen es nicht. Wir testen es“, wäre die richtige Antwort.

Für Teamfotos sollte man sich daher Zeit nehmen und den Fotografen auch bitten, sehr unterschiedliche Varianten auszuprobieren, um sie anschließend zu testen.

Beispiel 4: Darfs ein bisschen Mensch sein?

Was symbolisiert den Genuss in einem Restaurant am besten und lockt am ehesten zu einem Besuch? Exzellente Food-Fotografie, die das Essen von seiner besten Seite zeigt, oder doch eher ein reizvoller Blick ins Restaurant, um das Ambiente zu zeigen?

Oft sieht man auf Eyecatcher-Bildern von Restaurantseiten keine Menschen, weil sie einfach nicht gebraucht werden. Essen und Ambiente sind attraktiv genug.

Aber vielleicht machen Menschen auf den Fotos doch Sinn? Ein verliebtes Pärchen bei einem Glas Wein zeigt die soziale Komponente des Restaurantbesuchs: Man nimmt sich Zeit füreinander, gönnt sich gemeinsamen Genuss: Möglicherweise steht für viele Besucher der Website ja solch ein Motiv für den Restaurantbesuch im Vordergrund?

Beispiel 5: Behaglichkeit

Wintergärten sind eine Möglichkeit, den Spaß, den man bei schönem Wetter im sommerlichen Garten hat, auch an Regentagen und im Winter zu genießen. Wie symbolisiert ein Foto, dass die Wintergärten eines Anbieters genau diesen Genuss bieten? Fotografiert man den Wintergarten dafür besser von innen oder außen? Schmückt man den Innenraum mit Pflanzen? Welche Möbel stellt man hinein? Wäre es sinnvoll, den Wintergarten von außen zu fotografieren, wenn es geschneit hat und das Innere dadurch besonders behaglich aussieht?

Auch hier gilt: Am besten probiert man diverse Motive aus.

Bei alledem sollte man sich aber immer bewusst sein, was man eigentlich verkauft, wenn man mit Emotionen arbeitet: Wer etwa Heizungen installiert oder repariert, verkauft (im emotionalen Sinn) Wärme, Behaglichkeit und die Gewissheit, dass es draußen stürmen, hageln und schneien kann, ohne dass es drinnen ungemütlich wird.

Wer Alarmanlagen verkauft, verkauft Sicherheit, wer private Schwimmbecken anbietet, sollte Spaß im Sortiment haben und das auch zeigen. Wie das am besten funktioniert, sollte man testen. Nicht mutmaßen.

Tipps zum Weiterlesen:

Schöne Gesichter werden schnell vergessen (Blogbeitrag)Den Primacy-Effekt zur Conversion-Optimierung nutzen (Blogbeitrag) Emotionale Optimierung (Premium-Praxisguide)

Der Autor

Julian Kleinknecht - Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht
Geschäftsführer & Gründer

Julian Kleinknecht hat viele Jahre Erfahrung in den Bereichen Web-Analyse und A/B-Testing und teilt sein Wissen oft bei LinkedIn.

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